Mein Elixier darf nicht kaputtgehen.
Also schnell das Radio ausmachen, während ich das Auto starte. Das Handy tief im Rucksack verstaut.
Stumm schalten ist nicht genug. Es muss wirklich ausgeschaltet sein.
Auf dem Weg nach Hause fahre ich gemächlich. Ich will so lange davon zehren, wie es nur geht.
Denn mein Elixier ist genauso zerbrechlich, wie es kostbar ist.
Und was soll ich sagen: Es hat geklappt!
Zu Hause angekommen, habe ich noch ein Schlückchen getrunken und danach mit Frau und Kind den Weihnachtsmarkt besucht.
Geduldig habe ich jeden Moment genossen. Selbst die langen Schlangen, das Gedränge, das Geschrei meiner kleinen Maus: Es hat mir nichts ausgemacht. Ich war einfach glücklich.
Was für ein Zaubertrank!
“Wovon redest du, Marc?” höre ich dich fragen. “Was ist das für ein Elixier und wo bekomme ich es her?”
Okay, okay.
Ich werde dir vom Ursprung dieses Wundermittels erzählen. Aber dafür müssen wir einige Tage zurückgehen.
Du musst wissen: Vor zwei Wochen habe ich zwei Nächte im Kloster verbracht.
Die letzten Monate waren sehr stressig für mich. Weiterbildung, mein Coaching Business, andere Standbeine der Selbstständigkeit, das Vaterdasein. Ich benötigte Ruhe.
Ein Wochenende. Nur ich, meine Gedanken, ein Buch und mein Notizbuch. Ohne Handy oder Kontakt zur Außenwelt.
Und wow, war das ein Trip!
Sobald ich mein Zimmer betrat, ging es los: “Was mache ich hier?” „Ich habe so viel abzuarbeiten”. „Meine Frau muss sich jetzt das ganze Wochenende allein um das Kind kümmern”.
Umso länger der Abend ging, desto tiefer gingen die unangenehmen Gedanken.
Alles habe ich aufgeschrieben. Auch als es schmerzhaft wurde. Das Aufschreiben ist wichtig.
Denn beim Durchlesen war ich richtig von mir erschrocken. Ich konnte schwarz auf weiß nachlesen, dass dort alte Glaubenssätze standen, von denen ich glaubte, sie längst losgelassen zu haben.
“Was tümmelt sich da noch in meinem Unterbewusstsein?”
Also Schreiben.
Fühlen.
Weiter schreiben.
Bis nichts mehr da ist. Völlig entleert.
Und was dann folgt, ist:
Stille. Und die Abwesenheit von Schmerz.
Plötzlich konnte ich um mich schauen und dankbar, WIRKLICH DANKBAR, für diesen Moment sein.
Nur ich. Ohne Handy.
Erst jetzt war ich bereit, das Nichts mit positiven Impulsen und qualitativ hochwertigen Fragen zu füllen.
Genau für diesen Moment habe ich mein Buch mitgebracht. Mit Veit Lindaus "King is Back" habe ich die restliche Zeit meines Aufenthaltes damit verbracht, die männlichen Energien in mir nachzuspüren. Meine Rolle als Mann in dieser Welt zu reflektieren.
So bin ich auf dieses Elixier gestoßen, das dir beinahe unmenschliche Ruhe verleiht.
Wo du es findest?
In dir! Es steckt jederzeit in dir.
Wie du es anzapfst?
Durch bewusste Phasen der Stille und Langsamkeit. Auch, wenn du auf dem Weg dorthin unangenehme Emotionen verspürst.
Schreibe sie auf. Fühle sie. Mach weiter, bis nichts mehr da ist.
Fülle diese Stille mit qualitativ hochwertigen Fragen. Die Qualität der Fragen entscheidet über die Qualität der Antworten.
Wenn du das Elixier gefunden hast, gehe damit behutsam um. Du willst es nicht zerbrechen.
Deshalb habe ich etwa mein Elixier, mit nach Hause in die gewöhnliche Welt mitgebracht. Um es auch hier zu integrieren.
Nur so konnte ich sicher sein: Die Stille ist in mir. Nicht im Kloster
Letzter Schritt:
Danke dir selbst für diese Arbeit. Beschenke dich und andere mit deiner Anwesenheit und deinem Gleichgewicht.
Ich lade dich ein, die besinnliche Zeit zu nutzen, um ein bis zwei Tage wirklich zur Ruhe zu kommen. Lass das Handy ausgeschaltet. Sei einfach für dich und finde heraus, was in dir vorgeht.
Du wirst dich garantiert besser kennenlernen.
Mit ganzem Herzen,
Marc